You name it: Theresa Rothe über Assoziationen, Inspirationsquellen und Mut
- Syl Vie
- 14. Mai 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai 2023

Träume, Zufälle, Menschen, Tiere, Orte –Theresa Rothe erschafft fantasievolle Welten in ihrer eigenen Sprache. Es ist gar nicht so einfach ihre Wesen, die an Fabeltiere oder Traumgestalten erinnern, zu beschreiben. Es scheint, als brauche es dafür neue Worte, die es jetzt noch nicht gibt. Für die Kinderbiennale "Embracing Nature" im Japanischen Palais erschuf die Künstlerin eine florale Kunstinstallation: Auf Wolken liegend konnten schon die Kleinsten in den Himmel voller Blüten schauen, der sich gleichzeitig im Boden spiegelte. Ihre Arbeiten machen unheimlich Spaß, setzen Assoziationen frei und feuern neue Blickwinkel an.
Theresa arbeitet als bildende Künstlerin in Dresden und Leipzig. Sie verbindet in ihren Werken Gefühle und Gedanken zu einem einzigartigen Kunstwerk. Inspiriert von ihrer Umgebung und ihrem Alltag, schafft sie faszinierende Skulpturen, Installationen sowie zeichnerische und performative Elemente, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Wir haben mit Theresa über ihre Arbeitsweise gesprochen und was sie inspiriert.
Wie geht es dir gerade?
Theresa Rothe: Ganz gut, aber auch ein bisschen durcheinander, da gerade einige Sachen anstehen und ich etwas aufgeregt bin, also meistens geht es in mir ein bisschen drunter und drüber.
Angenommen, dir ist total langweilig: Wie beschäftigst du dich?
Theresa Rothe: Mir ist recht selten langweilig. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so gut abschalten kann. Aber ich spiele sehr gerne, ich hab ein paar lustige Katzenspiele auf dem iPad oder auch gerne mit Freunden oder meinem Freund, am liebsten Siedler :), im Garten werkeln, Zeug gucken, gerne Animes oder Dokus, hinausgehen oder ich höre sehr gerne Hörbücher und mach dabei Dinge wie sticken, herumliegen, kochen, Handyspiele spielen, Haare schneiden, neue Musik suchen.

If I keep up this pace, I will arrive early (Lukas Klose)
Deine Arbeiten empfinde ich als sehr fantasievoll. Jeder, der sie sich anschaut, wird etwas Anderes mit ihnen assoziieren. Die Redakteurin Adina Rieckmann (DNN) fühlte sich gar an die Gespenster aus ihren Träumen erinnert. Wo holst du dir Inspirationen? Auch aus deinen Träumen?
Theresa Rothe: Genau das ist es, was ich mag, dass jede/r etwas Anderes mit meinen Arbeiten assoziieren kann und sie bei den Betrachter:innen unterschiedlichste Gedanken oder Gefühle auslösen können. Meine Arbeiten erarbeite ich genau aus solchen Gefühls- und Stimmungslagen heraus, welche sich auch in meinen Träumen wiederfinden. Einige meiner Arbeiten habe ich komplett erträumt, manch andere entstehen aus Zusammenschnitten von Gedanken und Gefühlen, für die ich oft keine Worte finde, aber für welche Bilder in mir aufploppen oder ich eine Materialität oder einen Geruch im Kopf habe.
Wenn ich an all die bisherigen Diplomausstellungen denke, die ich mir an der HfBK schon angesehen habe, dann ist deine riesengroße "Katze und ihre Freunde" 2019 eines der Werke, die ich am liebsten mochte. Was hat sich seitdem für dich geändert?
Ich glaube, dass sich meine Arbeit mehr in kleinen Nuancen verändert und die Form oder die Materialität variiert, aber mein Grundantrieb und meine Bildsprache sich durch meine Arbeit zieht und dadurch versucht, verschiedene Aspekte wiederzugeben, zu verbildlichen und spürbar zu machen.
Hast du ein Vorbild, jemand, der dich besonders inspiriert? Und was würde sie/er über deine Kunst sagen?
Theresa Rothe: Ich habe nicht im Konkreten ein bestimmtes Vorbild, ich denke aber, es sind die Menschen und die Situationen, die mich umgeben und die in mir Dinge auslösen, welche in mir so starke Gefühle auslösen, dass ich sie übersetzen möchte. Genau deshalb faszinieren mich Künstler:innen wie Gregor Schneider, John Bock, Misaki Kawai oder Jon Rafman und noch viele mehr, da sie für mich Arbeiten erschaffen, welche in mir so konträre und diverse Emotionen auslösen und ich sie immer wieder anders empfinden darf.
Aber auch Musik ist für mich eine enorm wichtige Inspirations- und Antriebsquelle. Sie gibt mir oftmals die Möglichkeit, meine Gedanken und Emotionen zu unterstützen und zu präzisieren, meine derzeitigen Lieblingsinterpret:innen sind Miki Matsubara, Kokonoku, Akina Nakamori, Anri, Kaoru Akimoto, ich bin großer City Pop Fan :).
Theresa inmitten ihrer Kreationen Confusing Bunch, me as a worm und Schweinemannhund
Was war deine mutigste Arbeit bisher? Und wann bist du zuletzt über deinen Schatten gesprungen?
Theresa Rothe: Das kann ich schlecht auf eine Arbeit beziehen, da sich einige Arbeiten im Prozess mutig anfühlen, da ich immer wieder gerne mit verschieden Techniken und Materialien arbeite, welche ich oft zum ersten Mal ausprobiere und mein Repertoire immer wieder gerne erweitere, aber dadurch geht auch immer mal wieder etwas schief, aber ich liebe und brauche auch das Trial-and-Error in meinem Prozess.
Mit den Schatten ist es so eine Sache. Ich hatte lange mit diffusen Ängsten zu tun und begegne dadurch immer wieder verschiedenen Schatten und Grenzen, über die ich springen darf und muss, was sich mal leichter und mal schwerer gestaltet, aber mir immer wieder Zuversicht und Mut zum Weitermachen gibt.
Die Galerie Irrgang in Leipzig bereitet gerade die Soloshow ROMANTIC MODE vor. Was steht hier gerade an und wie geht ihr vor?
Theresa Rothe: Ohja, auf die Ausstellung freue ich mich auch schon sehr, aber bis dahin ist noch einiges zu tun. Ich habe für die kommende Ausstellung das Gesamtkonzept entwickelt, mit welchem ich versuche, die Räume als solche aufzubrechen, indem beispielsweise Objekte und Kreaturen an einer Wand anfangen und sich im Nächsten wiederfinden.
Ganz generell stelle ich mir für diese Ausstellung Fragen wie: wie, wer/ was ist draußen / drinnen, wo beginnt überhaupt innen und außen und was passiert an den Stellen, die man nicht sieht, geht es weiter und wie würde es weitergehen oder ist es vorbei. Ich finde es schön, sich nur vorzustellen, was einen erwarten könnte und was passieren oder auch nicht passieren kann, als alles gleich wissen und sehen zu können.

2023 wird es wieder eine Diplomausstellung in der HfBK geben: Hast du einen Favoriten, eine Favoritin, die du dir auf jeden Fall anschauen gehen wirst?
Theresa Rothe: Ich bin leider nicht mehr ganz up to date, aber ich verfolge meine ehemalige Klasse Mundt sehr gerne und finde in dieser gibt es wahnsinnig spannende Positionen und freue mich immer sehr etwas Neues zu ihnen zu sehen.
Lieben Dank für deine Zeit, liebe Theresa.
Mehr über ihre Arbeit gibt es hier.
Arbeiten und Fotos (v.o.n.u): If I keep up this pace, I will arrive early (Lukas Klose) / Confusing Bunch (Künstlerhaus Sootbörn/Anne Lippert) / me as a worm / Schweinemannhund (Künstlerhaus Sootbörn/Anne Lippert) Portraits: Jenny Schäfer
Comentarios